Das Ziel der vorliegenden Masterarbeit ist es, auf Grundlage von Handlungsempfehlungen Modellinformationen aus Abbildungen von Gebäudehüllen der Wohnbebauung zu generieren. Da die konventionelle Bestandsaufnahme im städtebaulichen Rahmen ab einer bestimmten Anzahl der Gebäude unwirtschaftlich ist, wird eine alternative Vorgehensweise vorgestellt, die unter Zuhilfenahme digitaler, computergestützter Methoden eine Datengrundlage aus dem Bestandsgebäude schafft. Auf Basis dieser Datengrundlage soll eine Analyse und Auswertung der erfassten Gebäude ermöglicht werden. Mögliche Anwendungsfälle sind Sanierungs-, Umbau und Rückbauarbeiten, bei denen die Digitalisierung der Bestandsgebäude für weitere Planungsprozesse angewandt werden kann. Zudem sind weitere Anwendungsfälle wie beispielsweise die Generierung von Aufmaßen für Pauschalverträge von Bestandsgebäuden und der Soll-Ist-Vergleich bei Neubaumaßnahmen denkbar.

Um dies zu realisieren, wird ein Handlungsleitfaden entwickelt, der den Anwendenen anhand einer modularen Prozesskette verschiedene Methoden und Auswahlmöglichkeiten bereitstellt, um Abbildungen von Gebäudehüllen auszuwerten. Es werden verschiedene Informationsgrundlagen benannt und diese je nach Anforderung bewertet. Diese Informationsgrundlagen bestehen neben Kameraaufnahmen und anderen Abbildungen der Gebäudehüllen aus semantischen Informationen und Geometriegrundlagen wie digitalen Plänen und Gebäudegrundrissen. Die Methoden zur Umsetzung werden durch im Vorfeld auf den Anwendungsfall angepasste Anforderungen bewertet und anschließend Empfehlungen zur Umsetzung formuliert. Diese Anforderungen beziehen sich beispielsweise auf die Ausführung der Bildaufnahmen und die für die Umsetzungen notwendigen Eingangsdaten. Die Hauptprozesse des Handlungsleitfadens erstrecken sich von der richtigen Darstellung des zu lösenden Problems über die Auswahl geeigneter Daten- und Bildquellen, die Anforderungen und Umsetzungen der Anwendung bis hin zur Auswertung der aus der Anwendung generierten Daten.

Auf Grundlage des Handlungsleitfadens wird durch Auswahl beschriebener Maßnahmen ein detailliertes Konzept für eine grundlegende, allgemeingültige Anwendung zur Generierung von Gebäudeinformationen erstellt. Diese Anwendung trägt den Namen „ABBA“ (Automatisierte Bild-Bemaßungs-Anwendung). Aus der Konzeption der Anwendung werden weitere Anforderungen an die auszuwertenden Eingangsdaten erkannt und diese durch weitere Handlungsempfehlungen beschrieben. ABBA ermöglicht die geometrische und semantische Aufnahme der Fassadenbestandteile Fenster, Tür und Wandöffnung, sowie die Dachtypen Flachdach und Satteldach. Dies geschieht auf Grundlage von Längenmaßen der Gebäudegrundrisse und Abbildungen der Gebäudehüllenteile und unter Zuhilfenahme moderner Bildverarbeitungsmethoden. Letztere ermöglichen, das Markieren von Bauteilen aus verzeichneten, perspektivischen Bildaufnahmen sowie deren Vermaßung mit Hilfe der bekannten Grundlänge der Gebäudeseite. Die Umsetzung des ABBA Konzepts wird beschrieben und durch die Aufnahme von verschiedenen Wohngebäuden getestet und validiert.