Prämierte Masterthesis

Dritter Platz im Bereich Baubetriebswirtschaft geht an Jens Wala für die Konzeptionierung eines dezentralen Gebäudelebenszyklusmanagements

22.06.2024

Die hohe Heterogenität der in der Bauindustrie genutzten Softwaresysteme erschwert die Kollaboration von Stakeholdern über den Lebenszyklus eines Bauwerks. Die vorgeschlagene Lösung bietet einen Ansatz, dieses Problem mithilfe von Technologien der Fertigungsindustrie sowie des Semantic Web zu lösen.

In seiner Masterarbeit untersuchte Jens Wala, M.Sc., Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Numerische und Informatik im Bauwesen (IIB), wie Technologien des Product Lifecycle Managements (PLM) aus der Fertigungsindustrie im Kontext des Gebäudelebenszyklusmanagements angewendet werden können. Ein Hauptproblem in der aktuellen Building Information Modeling (BIM)-Methodik ist die mangelnde Interoperabilität zwischen verschiedenen Datenformaten und Softwaresystemen. Um die Kollaboration zu verbessern, wurde der Industry Foundation Classes (IFC) Standard entwickelt, der jedoch in seiner aktuellen Version für die Nutzungsphase nur begrenzt nützlich ist.

Es wird eine Microservice-Architektur zur Schaffung einer dezentralen, gemeinsamen Datenumgebung für das Lebenszyklusmanagement vorgeschlagen. Diese Umgebung soll die Datenhoheit der Stakeholder bewahren und eine Integration verschiedener bestehender Systeme ermöglichen. Sie implementiert dafür ein Semantic Web-basiertes Netzwerk-Layer. Als Datenaustauschformat wird die eigens entwickelte BIBO-OWL Ontologie verwendet, welche auf dem Datenformat der PLM-Software PROSTEP OpenPDM basiert.

Das System zielt darauf ab, die Anforderungen an Flexibilität, Datenhoheit und Interoperabilität zu erfüllen. Es ermöglicht eine anbieterunabhängige, dezentrale Datenhaltung und fördert einen offeneren Datenaustausch zwischen den Projektbeteiligten über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg. Die Arbeit zeigt, dass Technologien des Semantic Web und der Fertigungsindustrie erfolgreich auf die Bauindustrie übertragen werden können, um die Prozesseffizienz zu verbessern und Vendor Lock-In zu reduzieren.