Brandt, Sören: Analyse von technischen und wirtschaftlichen Nutzungsbarrieren digitaler Ingenieurmethoden im Lebenszyklus von Bauwerken – Anreizsystem für eine integrierte digitale Gesamtlösung am Beispiel BIM

Masterarbeit

In der Bau- und Immobilienwirtschaft geht die digitale Transformation mit vielfältigen und umfassenden Veränderungen für die Akteure der Wertschöpfungskette einher, in deren Zentrum die Arbeitsmethodik Building Information Modeling (BIM) steht, welche in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung und Akzeptanz bei den Akteuren gewonnen hat. Unter Building Information Modeling (BIM) wird die kollaborative Zusammenarbeit der beteiligten Akteure aus der Immobilien- und Baubranche im gesamten Lebenszyklus einer Immobilie auf Grundlage eines zentralen Datenmodells verstanden.

Allerdings können die umfassenden Vorteile von BIM in Bezug auf Effizienzsteigerung, Prozess- und Kostensicherheit nur durch die Implementierung eines so genannten High BIM vollständig realisiert werden, dabei wird das BIM-Modell von allen Planern gemeinsam entwickelt. Die Auswertung der Experteninterviews im Rahmen der vorliegenden Masterarbeit hinsichtlich der Chancen ergab, dass in der Wahrnehmung der befragten Experten vor allem die Punkte Qualitätssteigerung der Planung und hohe Transparenz der Arbeitsprozesse bei der BIM-Methode präsent sind. Eine weitere Chance durch die Nutzung der BIM-Methode, die gleichzeitig mit der Nutzungsbarriere der Fragmentierung der Leistungen bei den nicht kooperativen Beschaffungsvarianten zusammenhängt, liegt in der Renaissance der kooperativen Beschaffungsvarianten, insbesondere der immobilienwirtschaftlichen lebenszyklusübergreifenden Wertschöpfungspartnerschaft, die in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit und Bedeutung in der Bau- und Immobilienwirtschaft verloren hat.

Als weitere mögliche Nutzungsbarrieren wurden in der Literaturrecherche einerseits aus technischer Sicht die Schnittstellenproblematik von BIM-Software und anderseits aus wirtschaftlicher Sicht die ungeklärte Haftungsfragen bei der BIM-Methode, Datenhoheit und das Interesse des Schutzes von Firmen-Knowhow, unzureichende Ausbildung und die HOAI gefunden. Wobei die HOAI als Nutzungsbarriere für die Umsetzung der BIM-Methodik von den befragten Experten kontrovers gesehen wird.

Um die Leistungen der Produzenten im Hinblick auf ihren Anteil an der Wertschöpfung eines BIM-Modells (BIM ADDED VALUE) messen zu können, wurde mit Metriken aus den Konzepten der Beschreibung des Informationsgehaltes im BIM-Modell, der BIM Performance-Messung und der Messung der Softwarequalität mit Hilfe des Goal Question Metric – Ansatzes eine Methode entwickelt.

Dabei wird zum einen der originäre BIM VALUE ADDED, der direkt durch die 3D-Modelle selbst entsteht und zum anderen der derivative BIM VALUE ADDED, der sich aus den Modellen ableiten lässt, gemessen.

Mit der Methode zur Quantifizierung der Leistung von den Akteuren an dem BIM VALUE ADDED als Bemessungsgrundlage wurde anschließend ein anreizorientiertes Vergütungssystem für die Leistungen der Akteure im BIM-Modell in einer immobilienwirtschaftlichen lebenszyklusübergreifenden Wertschöpfungspartnerschaft konzeptioniert. Das Vergütungssystem ordnet dabei vier verschiedene Vergütungsarten dem erreichten originären BIM VALUE ADDED der Akteure und dem derivativen BIM VALUE ADDED zu, die zu einer Gesamtvergütung aufsummiert werden. Die Bewertung des entwickelten Vergütungssystems erfolgte auf der Grundlage von im Voraus formulierten Anforderungen, die theoretisch erfüllt zu sein scheinen. Allerdings sind umfangreiche Fallstudien erforderlich, um schließlich eine Aussage über die Machbarkeit treffen zu können. Im letzten Kapitel ist die Konzeption der beiden Demonstratoren zur Visualisierung des BIM VALUE ADDED und für das modellbasierte Vorleistungsmanagement dokumentiert.