Rohlfing, Tristan: Konzept zur vorteilhaftigen Nutzung der BIM-Methodik für Umbau und Rückbau

Bachelorarbeit

Die Planung von Maßnahmen, die einen Umbau oder Rückbau zum Ziel haben, ist angewiesen auf die Dokumentation des Bestands. Nur durch eine genaue Kenntnis des genauen Szenarios und seinen Randbedingungen können die Ziele und Methoden abgeleitet, diskutiert und bestimmt werden. Der Aufwand für die Planung und letztlich die Ausführung hängt von der Qualität der zur Verfügung stehenden Bauwerksdokumentationen als Planungsgrundlage ab.

Dabei lässt sich so ein Bauwerksinformationsmodell nach den Anforderungen dieser Szenarien nicht einfach und beliebig für jedes bestehende Gebäude erzeugen, es muss vielmehr aus der Erstellung des Bauwerks unter konsequenter Anwendung der BIM-Methodik bis zur Ausführungsplanung entstehen. Nur so entsteht ein Modell mit brauchbarem Detaillierungsgrad von LOD 400 nach Kategorisierung des American Institute Of Architects. Die Gebäudeplanung unter Einsatz von Little BIM innerhalb abgeschlossener Akteursgrenzen erzeugt ein stark zweckgebundenes Modell ohne jegliche Vollständigkeit der nötigen Informationen. Nur eine über alle Fachplanungsdisziplinen hinaus kollaborative Nutzung von Big BIM lässt ein Bauwerksinformationsmodell mit den Daten aller Fachdisziplinen entstehen.

Eine wesentliche Frage für die spätere Nutzbarkeit der Daten ist das Datenformat, in dem die Daten hinterlegt werden. Dabei kommt es einerseits ganz entscheidend auf die Editierbarkeit des Modells an, um die Möglichkeit späterer Anpassungen und Aktualisierungen an einen veränderten baulichen Zustand zu gewährleisten. Das offene Format Industry Foundation Classes (IFC) der Organisation buildingSMART verfolgt jedoch einen Ansatz, der auf die Phase der Erstellungsplanung ausgelegt ist, in dem Geometriedaten nicht beliebig, sondern nur vom jeweiligen Urheber geändert werden können. Generell sind die nötigen Im- und Exporte der Daten von einem nativen in das offene Format mit potenziellen Fehlabbildungen verbunden. Der Verzicht auf den offenen Standard ist jedoch auch eine Frage der Akteurskonstellation und der Art des Bauherrn. Nur professionelle und privatwirtschaftliche Bauherren mit langfristigen Partnern können die Ausprägung der Methoden und Prozesse so stark auf ihre Nutzungsszenarios abstimmen, dass die Koordinierung nicht über das Datenformat stattfinden muss. Ist mit wechselnden Partnern zu rechnen oder handelt es sich um die öffentliche Ausschreibung so ist dies nicht der Fall.

Darüber hinaus sollte eine Aktualisierung im Rahmen einer baulichen Veränderung durchführbar sein ohne die Informationen über den vorangegangenen baulichen Zustand zu überschreiben, da eine Bewahrung dessen im Rahmen von Fehleranalysen oder für die Bewertung der erwartbaren Kontaminierung beim Rückbau durch entsprechende Nutzungsarten erforderlich sein kann. Die bisher angebotenen Methoden des Change-Managements vermögen dies zurzeit jedoch nicht zu leisten, weil sie als Entscheidungshilfen in der Planung konzipiert sind. Auch die Möglichkeit, Objekte mit Versionen oder Zeitdaten zu verknüpfen ist noch nicht ausreichend realisiert. Eine Versionierung von Modelldateien findet früh ihre Grenzen in der Praktikabilität. Die Massenermittlung entwickelt sich als besondere Form der Mengenermittlung (Quantity Take-Off) als eine Standardmethode in BIM-Anwendungen. In einem Modell nach LOD 400 können dafür sehr genaue Methoden eingesetzt werden.

Die Flexibilität der Objekteigenschaften machen die BIM-Methode zu einem mächtigen und vielfältig anwendbaren Werkzeug. Im Hinblick auf die fachlich qualifizierten Adressaten der Informationsbereitstellung sollte jedoch darauf geachtet werden, dass Teile von Produktdatenblätter für Fachplaner entbehrliche Informationen enthalten können und nicht übernommen werden müssen. Daher sollte der Fokus nicht nur auf die Vollständigkeit der Daten, sondern auch auf ihrem Nutzwert und der Übersichtlichkeit der Modellinformationen liegen. Auch sollte darauf verzichtet werden, zukünftige bzw. evtl. sogar vorhersehbare bauliche Änderungen in das Bauwerksinformationsmodell zu integrieren und somit einer späteren könkreten Fachplanung vorzugreifen. Ein Bauwerksinformationsmodell kann eine fachplanerische Beurteilung nur unterstützen, sie aber auf keinen Fall ersetzen.