KRITIS
Graduiertenkolleg

Kritische Infrastrukturen. Konstruktion, Funktionskrisen und Schutz in Städten

In dem am 01. Oktober 2016 an der Technischen Universität Darmstadt eingerichteten Graduiertenkolleg „Kritische Infrastrukturen: Konstruktion, Funktionskrisen und Schutz in Städten“ (DFG Graduiertenkolleg 2222) arbeiten Historiker, Infrastruktur- und Raumplaner, Bauingenieure, Philosophen, Politikwissenschaftler, Architekten und Informatiker zusammen.

Das Kolleg erforscht städtische Techniksysteme, aber auch die Wechselwirkungen von Technik und (Stadt-)Gesellschaften in Geschichte und Gegenwart. Es geht um technische und damit verbundene politische, soziale und kulturelle Fragen städtischer Sicherheit. Im Mittelpunkt stehen Systeme der Ver- und Entsorgung, der Kommunikation und des Transports, die zum Nervensystem moderner Städte geworden sind. Ihre Störung kann daher dramatische Krisen auslösen. Hintergrund ist die wachsende Verwundbarkeit moderner Städte infolge externer Bedrohungen der Infrastruktursysteme (z. B. Naturkatastrophen, Terroranschläge und Cyberattacks), aber auch infolge wachsender Komplexität und Vernetzung der Systeme selbst. Ziel ist es, diese komplexen Systeme in ihren räumlichen und zeitlichen Zusammenhängen zu verstehen und zu erklären und Praktiken der Planung, Vermeidung von Funktionsunterbrechungen bzw. der Vorbereitung auf diese zu analysieren.

Am Institut für Numerische Methoden und Informatik im Bauwesen steht die Erforschung von digitalen Methoden zur Modellierung, Simulation und Analyse kritischer Infrastrukturen für interdisziplinäre ingenieurtechnische Sicherheitsbetrachtungen im städtischen Kontext im Mittelpunkt. Besonderer Fokus wird auf die Bereiche digitale Bauwerksmodellierung mit BIM (Building Information Modeling), Sensorik, Virtual und Augmented Reality sowie Serious Gaming gelegt. Besondere Betrachtung erhält die Frage, wie der Schutz vor und die Vorbereitung auf infrastrukturelle Funktionskrisen organisiert werden können und welchen räumlichen und zeitlichen Faktoren sie dabei Rechnung tragen.

In dem Graduiertenkolleg arbeiten Doktorandinnen und Doktoranden gemeinsam und unter der Anleitung mehrerer Professorinnen und Professoren sowie weiterer Assoziierter Wissenschaftler an ihren individuellen Promotionen, die durch das übergreifende Thema des Kollegs und ähnliche Herangehensweisen miteinander verbunden sind. Eine Besonderheit des Kollegs sind enge Kooperationsbeziehungen mit Partnern aus der Praxis sowie die Zusammenarbeit mit vier renommierten Forschungsinstituten im europäischen Ausland.

Schlüsselkonzepte in der Forschung von Kritischen Infrastrukturen

Die Diskussion um kritische Infrastrukturen wird durch die Verwendung der miteinander verknüpften Begriffe „Kritikalität“, „Vulnerabilität“, „Resilienz“ und „Präparation und Prävention“ dominiert. Diese Begriffe sind sowohl im öffentlichen Diskurs als auch in wissenschaftlichen Debatten zu finden. Häufig werden sie sowohl normativ als auch deskriptiv verwendet. Die Doktoranden des interdisziplinären Graduiertenkollegs KRITIS untersuchen diese Konzepte systematisch und diskutieren die Zusammenhänge. Sie geben weiterhin einen kritischen Überblick über den Nutzen und die Grenzen dieser Konzepte sowie weitergehende Fragestellungen die bei ihrer Betrachtung aufkommen. Informiert von den Ansätzen der Wissenschafts- und Technikforschung konzentrieren sie sich auf die Zusammenhänge von Technik und Gesellschaft. Ziel des Buches ist es, eine gemeinsame Basis für die interdisziplinäre Infrastrukturforschung zu schaffen. Die Autoren kommen aus den Bereichen Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaft, Bauingenieurwesen, Stadt- und Raumplanung und Informatik.

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Was heißt Kritikalität? Zu einem Schlüsselbegriff der Debatte um Kritische Infrastrukturen

Der Schutz „Kritischer Infrastrukturen“ ist eine breit akzeptierte Aufgabe. Konsens gibt es meist auch darüber, was mit „kritisch“ gemeint ist. Dem gegenüber steht eine Forschungslandschaft, die sich bislang kaum dem Konzept der Kritikalität gewidmet hat. Die Beiträger_innen des Bandes versuchen diese Lücke zu schließen, indem sie sich dem Begriff aus unterschiedlichen Disziplinen wie z.B. Geschichte, Philosophie, Soziologie, Ingenieurwissenschaft sowie Risiko- und Krisenmanagement nähern: Was bedeutet Kritikalität wirklich? Welche Traditionen, welche verdeckten Implikationen, welche politischen Agenden stehen hinter dem Konzept? Taugt es für die wissenschaftliche Forschung – und wenn ja: in welchen Disziplinen?

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  Name Kontakt
Luisa Kautzmann M.Sc.
+49 6151 16-21331
Jens Wala M.Sc.
+49 6151 16-24827